Reportagen

Malort Fürstenwalde

Fürstenwalde/Spree
In Fürstenwalde gibt es einen besonderen Ort, der Menschen jeden Alters einlädt, kreativ zu sein, ohne Leistungsdruck, ohne Bewertung, dafür mit ganz viel Freude am Ausdruck: den Malort Fürstenwalde. Gegründet wurde er von Katrin Gehrke-Wenzek, die als Mutter, Ergotherapeutin, Medizinpädagogin und kreative Seele ihre vielfältigen Erfahrungen einbringt.

Doch nicht nur die Gründerin selbst erzählt begeistert von diesem Ort, auch Besucherinnen und Besucher berichten, wie sie den Malort entdeckt haben und was er für sie bedeutet. Manche wurden über Familie, Bekannte oder Freunde darauf aufmerksam, andere sind zufällig auf das Angebot gestoßen. Viele bleiben, weil sie merken, wie wohltuend und stärkend das Malspiel wirkt. So erzählte eine Teilnehmerin, dass sie ursprünglich durch ihre Tochter auf den Malort aufmerksam wurde. Sie schätzt besonders, dass hier niemand Vorgaben macht, dass sie frei entscheiden kann, wann und wie sie teilnehmen möchte. Ein anderer Beweggrund wurde von einer Mutter genannt, die mit ihrem Sohn regelmäßig ins Malspiel geht. Sie erlebte, dass es ihrem Kind guttut, zur Ruhe zu kommen, was sich sogar positiv im Alltag und in der Schule bemerkbar macht.

Diese Stimmen zeigen: Der Malort ist ein Ort, der Menschen auf ganz unterschiedlichen Wegen erreicht und sie dennoch mit einer gemeinsamen Erfahrung verbindet: Freiheit, Kreativität und das gute Gefühl, ganz bei sich zu sein.

Frau Gehrke-Wenzek, Sie vereinen viele Rollen: Mutter, Ergotherapeutin, Medizinpädagogin und Kreative Seele, wie hat sich daraus die Idee zum Malort entwickelt?
Selbst kreativ zu gestalten begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Ich kenne dieses wunderbare Gefühl, im Flow zu sein. Es macht mir einfach Spaß, ganz im Hier und Jetzt zu sein, mich auf eine Sache zu fokussieren und auszuloten, was das Material zulässt und mich dabei in einen Prozess zu begeben, der offen ist. Neben dem, dass ich ein total visueller Mensch bin, der einfach Spaß an Farben und Formen hat, erfährt man bei solch einer Tätigkeit viel über sich selbst. Es geht dabei um Externalisierung, Internalisierung und auch Distanzierung. Dies kann helfen, sich selbst näher zu kommen, Dinge zu ordnen und Klarheit für sich herzustellen.

In der Ergotherapeutischen Arbeit ist die individuelle, bedeutungsvolle Betätigung Dreh- und Angelpunkt des Therapieerfolges und nicht selten werden ganz bestimmte Methoden und Materialien ausgewählt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Dies war für mich schon immer spannend, sodass ich mich mehr und mehr mit ausdruckszentrierten Methoden beschäftigte. Im Moment qualifiziere ich mich auch tatsächlich in der kunsttherapeutischen Arbeit.

Der Blick als Medizinpädagogin und auch persönlich als Mutter auf entwicklungspsychologische Aspekte in den verschiedenen Kompetenzbereichen eines Menschens lies mich im Bereich des Malens auf Arno Stern stoßen.

Immer wieder fragte ich mich dabei, was die besten Bedingungen für das Aufwachsen und ein glückliches Leben wären. Laut Arno Stern sind die Grundlagen im Leben eines Kindes: Tanzen, Musizieren und Malen. Und ich kann dem nur zustimmen. Als Kind war ich jahrelang Mitglied im Rock ´n´ Roll – Verein. Sogar Landesmeisterin war ich ;-) und nahm im Formationstanz an einer EM und WM teil. Auch Musik spielte schon immer eine Rolle in meinem Leben. Seit fast zwei Jahrzehnten mache ich mit meinem lieben Mann zusammen Musik und es ist genauso erfüllend wie das Malen. Sich auf verschiedene Arten auszudrücken und Welten zu erforschen ist wie Spielen und nie Erwachsen werden.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem Sie wussten: „Das will ich machen“?
Ja – es gab einen Schlüsselmoment. In der Beschäftigung mit den Ausbildungsinhalten für Erzieher und Heilerziehungspfleger schaute ich mir die DVD „Alphabet – Angst oder Liebe“ von Erwin Wagenhofer an. Hier geht es um die weitverbreitete Fixierung auf normierte Standards und technokratische Lernziele in verschiedenen Bildungssystemen unserer Welt. Diese haben zum Ziel, wettbewerbsfähigen Nachwuchs hervorzubringen. Gleichzeitig verkümmert die Fähigkeit, kreativ zu sein und um Persönlichkeitsbildung geht es schon gar nicht. Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther kommt hier zu Wort und beschreibt die Folgen für das Individuum aber auch die Gesellschaft. Auch Arno Stern, der Erfinder vom Malort, wird gezeigt. Dieser Film bringt es auf den Punkt und mir wurde klar, dass es wirklich eine Gegenbewegung braucht. Und an dieser Stelle bin ich Idealistin. Ich glaube an das Gute im Menschen und möchte etwas dazu beitragen, dass unsere Kinder erfüllt aufwachsen können. Vielleicht ist es naiv, aber hierbei bin ich wirklich leidenschaftlich.

Ich glaube, dass viele wichtige Grundsätze im Malort gelebt werden und erlebbar sind – auch für Erwachsene. Was kann also mein Beitrag sein? Natürlich einen Malort eröffnen. 2020 war es soweit. Ich traf Arno Stern in Paris und lies mich von ihm persönlich ausbilden. Den Raum hatte ich davor schon angemietet. Es war mir ernst.

Was genau ist das „Malspiel“ und was unterscheidet es von einem Malkurs oder Kunstunterricht?
Das Malspiel ist tatsächlich malendes Spielen. Es gibt kein Thema, keine Vorgaben und keine Bewertung dessen, was auf dem Papier landet. Der Unterschied zum Kunstunterricht liegt auf der Hand und im Gegensatz zu einem Malkurs geht es nicht darum, bestimmte Fähigkeiten zu verbessern oder Materialerfahrungen zu sammeln. Wenngleich es wie bei anderen Tätigkeiten auch ist - wenn man etwas oft tut, entwickelt man sich natürlich weiter. Kinder die gern Fussball spielen, werden auch geschickter im Umgang mit dem Ball. Tatsächlich ist der Ansatz aber nicht Malspielende künstlerisch zu fördern, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, ihrer natürlichen Spur zu folgen. Diese ist in uns allen verborgen und die Pränatalforschung vermutet, dass die Quelle derer das vorgeburtliche Gedächtnis ist. Das ist eine Art Zellgedächtnis des Organismus, auf den wir bewusst keinen Zugriff haben. Wir können uns ja z. B. auch nicht an unsere Geburt erinnern und doch hat diese Zeit Spuren in uns hinterlassen. Dieser Gedanke ist ziemlich spannend, vorallem wenn man Bilder von Menschen betrachtet, die schon sehr lange das Malspiel genießen. Die Bilder wirken oft organisch und sind Strukturen aus der Natur sehr ähnlich. Fest steht bei allem jedenfalls, dass auch das Malen einem Entwicklungsprozess unterliegt und das es hier genauso Entwicklungsstufen gibt, wie beim neuromotorischen Aufrichtungsprozess oder der Psychosozialen Entwicklung. Arno Stern hat diesen universellen Prozess „Formulation“ genannt und erforscht.

Warum ist das bewertungsfreie Malen so wichtig gerade für Kinder, aber auch für Erwachsene?
Da muss ich doch kurz ausholen. Meiner Meinung nach ist unsere Gesellschaft von dem Gedanken geprägt, konkurrenzfähig zu sein, schneller und besser zu sein. D. h. das Individuum wird zur Selbstoptimierung angetrieben. Wir alle sind ständigen Vergleichen und Bewertungen ausgesetzt und das Ganze geht schon in der frühen Kindheit los. Wenn man sich anstrengt, dann kann man was und wird prima bewertet und dann hat man mehr Möglichkeiten einen tollen Job zu bekommen und gut Geld zu verdienen und dann kann man sich allerhand leisten und dann ist man wer. Total Konsum-, Leistungs- und Ergebnisorientiert. Und glücklich, erfüllt und gesund dabei? Ich denke, wir als Gesellschaft brauchen etwas Anderes. Menschen die erleben, dass sie grundsätzlich angenommen und wertgeschätzt werden, einfach so wie sie sind – ohne Bedingungen. Genau das erfährt man im Malspiel. Ich bin gut so wie ich bin und ich muss niemandem etwas beweisen. Zudem kann jeder in seinem eigenen Tempo arbeiten und Dinge so oft wiederholen wie er bzw. sie möchte. Hier ist Wiederholung nicht negativ belegt. Es ist nicht mühsam und notwendig, um ein Ziel zu erreichen und gleichzeitig gibt es keinen Druck, etwas neu zu erfinden. Hier findet Wiederholung zu Genusszwecken statt. Im Malort herrscht ein besonderes Miteinander, welches geprägt ist von gegenseitiger Achtsamkeit. Hier begegnet man sich furchtlos, weil man sich nicht abriegeln muss. Und das klappt wunderbar. Es ist herrlich zu sehen, wie Jung und Alt sich begegnen und neben- sowie miteinander agieren.

Welche Rolle spielt das Material und warum ist es Ihnen wichtig, hochwertige Farben und Werkzeuge zu verwenden?
Diese Frage kann ich kurz und knapp beantworten. Hochwertiges Material ist wichtig, denn es drückt die Wertschätzung gegenüber den Menschen aus, die es benutzen und würdigt den Prozess. Außerdem macht es total viel Spaß mit hochpigmentierter Farbe und exzellenten Pinselspitzen, die diese gut aufsaugen, geschmeidig übers Papier zu malen. Nichts stört beim Tun. Es ist pure Freude.

Welche Veränderungen erleben Sie bei Menschen, die regelmäßig zum Malspiel kommen?
In erster Linie Zentrierung. Es ist durchaus erlaubt sich im Malort zu unterhalten, aber es tritt nach einer Weile jedes Mal unweigerlich eine gewisse Ruhe ein, wenn sich jeder seiner gemalten Äußerung widmet. Jeder ist also bei sich. Im Verlauf kann ich Selbstsicherheit wahrnehmen. Es entsteht eine eher lebensbejahende Einstellung und das zusammen lässt Menschen offener werden. Sie wirken zufrieden und äußern dies auch. Tatsächlich spiele ich mit dem Gedanken, dazu zu forschen. Immerhin bin ich Mitglied im von Arno Stern gegründeten Forschungsinstitut für Ausdruckssemiologie* und es könnte spannend für viele Disziplinen sein.
*Ausdruckssemiologie: bezieht sich auf die Lehre von den Zeichen, dem Ausdruck von Zeichen und deren Bedeutung in verschiedenen Systemen.

Gibt es Reaktionen oder Entwicklungen, die Sie besonders berührt haben?
Durchaus. Es rührt mich an, wenn jemand ganz versunken in seine Tätigkeit ist. Wenn jemand wirklich ehrlich aus sich heraus agiert und Zufriedenheit beim Malen erfährt. Manchmal sind es die Allerkleinsten, die ganz enthusiastisch und mit schnellen Schritten zwischen dem Farbtisch und dem Papier hin und her schreiten und vor sich hin murmeln, was sie gleich noch als nächstes machen wollen. Und wenn sie dann fertig sind und mich anstrahlen, weil sie sich darüber freuen, dass sie das selbst aus sich heraus erschaffen haben auf dem Papier, dann bin ich wirklich gerührt. Aber es sind auch Erwachsene die signalisieren, sie konnten etwas ans Papier abgeben und sind froh, dass sie es da lassen können. Es sind diese wahrhaftigen Momente, die, die unmittelbar positive Spuren im Selbstbild hinterlassen und zeigen, dass der Malort und seine bestimmten Gegebenheiten etwas Wichtiges bewirken.

Wie helfen Rituale und Struktur dabei, innere Ruhe und Kreativität zu fördern?
Man sollte nicht meinen, dass es beim freien Malen viele Regeln gäbe. Aber doch, damit jeder in den Genuss kommt, müssen bestimmte Regeln eingehalten werden. Das fängt mit der Abgabe allen alltäglichen Ballastes (Handy, Tasche usw.) vor dem Malspiel an, geht über bestimmte Rituale beim Befestigen des Papiers an der Wand bis hin zur Benutzung der den Farben zugeordneten Pinsel. Und der Farbpalettentisch ist die Verdinglichung von Sturktur pur im positiven Sinne. Rituale bieten Orientierung, Abläufe werden vorhersehbar. Man erfährt dadurch eine gewisse Sicherheit, weil darauf Verlass ist. Dies hilft sich zu fokussieren, sich in das Malspiel zu vertiefen und schafft innere Ruhe.

An wen richtet sich der Malort konkret nur Kinder, oder auch Erwachsene und Familien?
Tatsächlich an alle die Malen möchten. Und eigentlich sollte es im Sinne der Inklusion nicht extra erwähnt werden müssen, aber soweit sind wir gesellschaftlich noch nicht. Der Malort ist auch explizit für Menschen mit Beeinträchtigungen geeignet. Welche Gegebenheiten genau dazu führen, sind im Detail auf meiner Internetseite ausgeführt. Also scheuen Sie sich als Angehöriger, Gruppenleiter, Betreuer oder Pädagoge nicht, Kontakt aufzunehmen und einen Besuch zu planen.

Welche zusätzlichen Angebote finden bei Ihnen in den Räumen statt?
Der Raum wird auch für andere Angebote rund um das Thema Malen genutzt. Wöchentlich findet der Kurs „Kinder entdecken Künstler“ statt. Hier begeben ich mich mit den Kindern auf die Spur verschiedener bekannter und unbekannter Künstler. Wir entdecken deren Motive, Stile und genutzte Techniken. Unsere Erkenntnisse nutzen wir als Impuls und setzen z. B. typische Themen ganz individuell um. Dabei wird nicht nur gemalt und gezeichnet, auch gedruckt, gebastelt, plastisch gearbeitet oder konstruiert. Die Kinder haben dabei einfach die Möglichkeit, ihr kreatives Potential voll auszuschöpfen und ihre eigene Formensprache zu entwickeln. Zum Anderen ist das monatlich stattfindende Schwarzlichtmalen zu einem echten Liebling unter allen Malbegeisterten geworden. Das ist definitiv ein Event bei dem man einfach Spaß hat. Gute Musik, nette Leute, Getränke und die wunderbar leuchtenden Farben. So ein Highlight hängt schon in so einigen Wohnungen in Fürstenwalde und Umgebung. Ansonsten gibt es seit Kurzem noch ein ganz besonderes Angebot „Klangreise & Intuitives Malen“. Hier schafft der Musiker und Klangtherapeut Harald Wenzek den nötigen athmosphärischen Boden mit wohltuenden Frequenzen von Gongs und Klangschalen. Dies verhilft in Kombination mit der Strahlkraft der Leuchtfarben in ultraviolettem Licht innere Botschaften durch Formen und Symbole sichtbar zu machen. Entspannung und Klarheit sind das Ergebnis, wenn man seinem inneren Kompass folgt.Ansonsten finden auch individuelle Angebote für Gruppen statt. Mal ist es ein Wandertag, mal ein Teamevent zu Weihnachten oder ein Kindergeburtstag. Auch außerhalb des Malortes organisiere ich Malevents. Auch dazu empfehle ich auf meiner Internetseite www.malort-fuerstenwalde.de zu stöbern

Was bedeutet Selbstwirksamkeit für Sie und wie lässt sie sich im Malspiel erfahrbar machen?
Selbstwirksamkeit ist für mich die Überzeugung eines Menschens, er ist gut so wie er ist und hat Zutrauen in seine eigenen Fähigkeiten, unabhängig von Ansichten Anderer. Aus dieser Selbstsicherheit heraus entsteht dann auch die Überzeugung: man kann selbst etwas bewirken. Und genau dies ist so wertvoll. Mit einer hohen Selbstwirksamkeit stellt man sich eher Herausforderungen und gibt weniger schnell auf, wenn etwas misslingt. Soetwas führt tatsächlich zu Potenzialentfaltung. Wäre das nicht wünschenswert für unsere Gesellschaft? Der Malort kann dabei unterstützen, positive Erfahrungen zu sammeln und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken.

Welche Ziele oder Wünsche haben Sie für die kommenden Jahre mit dem Malort?
Ich wünsche mir einfach, dass viele Menschen in den Genuss des Malspiels kommen. Der Malort soll lebendig bleiben und die Erkenntnisse Arno Sterns sich weiterverbreiten. Gerne in Kitas, Schulen oder sonstigen Einrichtungen, aber auch in privaten Haushalten. Ich denke, wenn etwas von der Grundhaltung aus dem Malort in andere Bereiche schwappt, ist viel gewonnen. Und ich treffe auf viele Gleichgesinnte und erfahre Zuspruch. Das bestärkt mich in meinem Tun und ich interpretiere es als Bestätigung der Aktualität des Bedarfes nach solch einem bewertungsfreien Raum, der in seiner verlässlichen, weil unveränderbaren Erscheinung wie ein Kokon ist. Als nächstes werde ich versuchen, Malspielpatenschaften aufzubauen, um auch möglichst vielen Menschen unabhängig vom Einkommen das Malspiel zu ermöglichen. Daneben darf man sich gern überraschen lassen, welche Angebote da in Zukunft noch entstehen.

Wie kann man Sie unterstützen oder einfach mal vorbeischauen und mitmachen?
Mitmachen und weitersagen! D. h. gerne als Ort für den nächsten Wandertag, Kindergeburtstag, fürs Teamevent oder zu einem anderen Anlass als Geschenk in Betracht ziehen.

Angebote im Überblick:

Unser Fazit:
Der Malort Fürstenwalde ist ein Raum für Kreativität, Ruhe und Begegnung. Hier darf jeder einfach malen, frei von Bewertung, frei von Druck, und doch voller Wirkung. Zu finden ist der Malort in der Ehrenfried-Jopp-Str. 54a in Fürstenwalde/Spree.

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„klein aber oHo e.V.“ – 19 Fragen, 19 ehrliche Antworten

Fürstenwalde/Spree
Der Verein „klein aber oHo e.V.“ steht seit 2013 für Kreativität, Selbstbestimmung und gelebte Inklusion. Im Interview sprechen die Engagierten über Entstehung, Projekte, Hürden und Ziele – und darüber, was „Mensch sein“ für sie bedeutet.

1) Wie und warum wurde der Verein gegründet?

Der Verein wurde gegründet, weil die Gründerin mehrfach gescheitert war – beruflich, privat und wohnlich. Aus diesem Gefühl heraus entstand der Wunsch, in Fürstenwalde einen offenen Ort für Kreativität und Teilhabe zu schaffen – daraus wuchs der Verein.

2) Was steckt hinter dem Namen „klein aber oHo“?

Der Name entstand durch die erste kleine Ausstellung in einer Vitrine – klein im Format, groß in der Wirkung. Dieses Prinzip prägt den Verein bis heute.

3) An wen richtet sich das Angebot?

Grundsätzlich an alle kreativen Menschen – ausdrücklich inklusiv, besonders auch an Menschen mit psychischen, kognitiven oder sozialen Einschränkungen.

4) Erste Aktion / erstes Projekt?

Vitrinen mit kreativen Arbeiten an öffentlichen Orten (Zahnärztin, PC-Laden, Optiker u. a.).

5) Worauf ist der Verein besonders stolz?

Auf das 10-jährige Bestehen u. a. mit Besuch von Jürgen Dusel sowie Aktionen wie die Koffer-Karawane beim Stadtfest.

6) Ein prägender Moment?

Die öffentliche Würdigung einer Ehrenamtlichen – ein emotionaler Augenblick der Wertschätzung.

7) Entwicklung seit 2013?

Von der reinen Kreativplattform hin zur politischen Selbstvertretung – mit stärkerem Engagement und Vernetzung.

8) Outsider Art, SeelenZirkel, KreativTreff – was steckt dahinter?

Outsider Art: Kunst von psychiatrieerfahrenen Menschen. SeelenZirkel: moderierte Themenrunden (z. B. Glück). KreativTreff/Café: offenes, niedrigschwelliges Mitmach-Format.

9) Wie reagieren Teilnehmende?

Anfangs oft verhalten – Selbstbestimmung muss man üben. Mit Freiräumen wachsen viele über sich hinaus.

10) Mitmachen – wie geht’s?

Niedrigschwellig: Jede*r kann ohne feste Vorgaben einfach vorbeikommen, mitmachen, ausprobieren.

11) Zusammenarbeit mit Stadt & Einrichtungen?

Ja – Kooperationen u. a. mit der Stadt Fürstenwalde, Beratungsstellen und weiteren Partnern.

12) Kooperationen mit Werkstätten, Schulen, Diensten?

Bestehende und geplante Kooperationen mit SPDI, Tagesklinik, VHS, Kliniken u. a.

13) Können Menschen mit Behinderung/Erkrankung aktiv mitgestalten?

Ja – das ist Kernanliegen des Vereins.

14) Geplante Projekte?

Neue Workshops (z. B. Glasschleifen, Dekupiersäge), eine Wanderausstellung und Öffnung für neue Ehrenamtliche.

15) Neue Kooperationen / Unterstützung?

Mehr Sichtbarkeit, Partner in sozialen Netzwerken, Spenden und tatkräftige Ehrenamtliche.

16) Wünsche für die Zukunft?

Stabile Strukturen, mehr finanzielle Förderung, stärkere Freiwilligenbasis.

17) Persönliche Motivation?

Aus Krisen etwas Sinnvolles schaffen, sich einbringen, weitergeben – und Menschen stärken.

18) „Mensch sein“ – was bedeutet das?

Bewusst, selbstbestimmt, mit inneren Werten und Verbindungen – ein ganzheitlicher Prozess von Körper, Geist, Seele mit Lernen und Authentizität; Gestaltungsfreiheit, Emotionen, Stärken, Sinn-volle Tiefe, Natur-Erfahrungen, im Fluss sein und Spiritualität.

19) Teilhabe & Selbstbestimmung?

Teilhabe heißt: so teilhaben, wie man selbst möchte – nicht wie Strukturen/Diagnosen es vorgeben. Selbstbestimmung heißt, über das eigene Leben zu entscheiden; Menschen sollen echte Wahlfreiheit haben.

Fazit

Das Gespräch zeigt, wie wichtig Kreativität, Selbstbestimmung und gelebte Inklusion für persönliche und gesellschaftliche Entwicklung sind. Der Verein lebt von Eigeninitiative und Vielfalt getragen von der Überzeugung, dass jeder Mensch etwas Einzigartiges beizutragen hat.

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